Was ist besser als Berge? Spitzberge. Was ist besser als Spitzberge? Spitzberge mit nem fettem Gletscher. Man sollte meinen, ich hätte schon genügend Gletscher gesehen – aber der Perito Moreno Gletscher heute war einfach wunderschön. Allerdings musste ich auf diesen Tag vier Tage lang warten, da es hier einfach nur tierisch bewölkt, stürmisch und regnerisch gewesen ist. So ist es auch zu meinem ersten Museumsbesuch gekommen – hier im Glaciarium wird ganz viel über die Entstehung und Eigenschaften der Gletscher erzählt – dachte, wenn ich schon so viel Zeit mit denen verbringe, sollte ich sie auch besser kennenlernen. Die aufgeschnappten Fun-Facts werde ich dann mal unauffällig einfließen lassen.
Bevor es heute auf den Gletscher drauf ging, hab ich mir die Mauer aus Eis, die in den Lago Argentina mündet, erstmal von der gegenüberliegenden Seite angeschaut. Ist schon fett wie der 50-60m hohe Gletscher in den See mündet, eine riesengroße Mauer aus Eis…wie bei Game of Thrones. Das größte Spektakel findet statt, wenn ein Stückchen Gletscher abbricht und ins Wasser fällt. Solch ein Stückchen kann schonmal so groß sein wie ein Einfamilienhaus. Leider hat sich der Gletscher am Morgen nicht viel geregt, obwohl er sich mit dem Affenzahn von 0,002 km/d fortbewegt (2 m pro Tag nicht pro Stunde!) Der Guide sagte, das Eis am Ende des Gletschers sei 250 Jahre alt. Bei der Durchschnittsgewindigkeit von 0,002 km/d müßte der Ursprung des Gletschers 182,5 km entfernt sein. Ist aber viel weniger, wahrscheinlich ist der Gletscher früher langsamer vorangerutscht.
Stundenlang könnte ich mir die Mauer anschauen und warten, dass ein Brocken abbricht. Im Zwielicht der morgendlichen Bewölkung haben die kleinen Spalten im Gletscher noch richtig eisblau geschimmert. Und warum schimmert der Gletscher blau? Wasser ist ja auch blau! Aber warum? Licht ist ja in Wirklichkeit nicht weiß sondern alle Farben, dabei kann blau am tiefsten in Wasser und Eis vordringen – deswegen sieht es dann blau aus. Richtig schön, wie ein riesengroßer Eisbonbon…oder Frostschutzmittel.
Dann ging es endlich rauf auf den Gletscher…fast, erstmal mußten wir ein Stück auf der Moräne langspazieren als es plötzlich Krachte! Kraaaawuuuuuuumm!!! Ein kirchturmgroßer Eisblock ist abgebrochen und in Wasser gefallen, Riesenwellen inklusive. Danke lieber Gletscher, es geht doch!
Danach ging es dann wirklich los, schnell die abgestumpfen Steigeisen anziehen und rauf auf den Gletscher! Auf den Bildern sieht man leider nicht, wie schön blau alles gefunkelt hat. Kleine Löcher im Gletscher waren sooo eisblau (warum wird die Farbe so genannt?!?), jeder kleine Überhang der etwas schattiger war hat blau geleuchtet. Ein wenig als hätte jemand gebastelt und der weißen Pappe kleine Fenster mit hellblauem Transparentpapier eingesetzt.
Ein kleines Geheimnis noch: Das Wetter war eigentlich gar nicht schön, Wolken und Nieselregen, ihgitt….bis wir Fuß auf den Gletscher gesetzt haben, plötzlich riß die Wolkendecke auf und der blaue Himmel zusammen mit dieser Sonne zeigte sich. Sogar die Berge am Horizont, welche die Grenze zu Chile markieren, haben sich aus ihrer Wolke herausgetraut.
Hier und da gab es zwar kleine Gletscherspalten, aber unser Guide hatte davor keine Angst, nene die sind ja mit Wasser gefüllt, da kommt schon keiner drin um wenn er da reinfällt. Richtig schön, mitten durch den Gletscher führen kleine eisblaue Seen aus Schmelzwasser, und auch die ein oder andere Lagune hat sich gebildet.
Dazu immer die blauen Fenster im Eis, wie in einer anderen Welt. Ein Wunderland. Allerdings ist mir kein Kaninchen mit einer Uhr über den Weg gelaufen.
Kleine blaue Eishöhlen haben wir auch noch gefunden. Eis in allen möglichen Formen. Und das Beste: Das eiskalte Wasser in den Lagunen und Flüsschen konnte man direkt trinken. Die viertage Wartezeit auf den Gletscherausflug haben sich auf jeden Fall gelohnt!