Einer der schönsten Treks bisher! 60KM durch die verschiedensten Landschaften, bis auf Wüste war alles dabei, was Argentinien so zu bieten hat: Wald, Fluss, Gletscher, Moräne, riesige Eisfelder, Gletscherseen, Eisberge, Pampa. Allerdings ist dieser Trek lt. Park Office „extremadamente peligroso” [extreeeeeeemly dangerous – das gab’s doch schonmal…] und man sollte die Tour lieber mit nem Guide unternehmen, kostet dann pro Nase…800€. Warum? Manchmal gibt es nur alle 100m eine Markierung, zudem müssen zwei reißende, menschenverschlingende Flüsse überquert werden, das geht nur über ein Stahlseilbahn.
Nach der Beschreibung hab ich mir natürlich mal wieder fast in die Hose gemacht und wäre fast nicht zu dem Trek aufgebrochen. Im Supermarkt hab ich dann aber einen Israeli getroffen, der auch unbedingt den Trek machen wollte. Man erkennt die Touristen hier sofort an den langen Gesichtern die gezogen werden, wenn die Lebensmittel-“Auswahl“ im Supermarkt begutachtet wird. Die meisten Israelis hier sind ja eher chaotisch, verplant und laut…aber der wollte mal wirklich den Trek gehen. Also, jalla! Allerdings bekommt man die Genehmigung für den Trek nur, wenn man das Equipment zur Bezwingung der Seilbahn bei sich trägt. Die Tour Agencies sind ähnlich gut ausgestattet die Supermärkte oder Banken (hierzu folgt noch ein Eintrag zur Zahlungsmittelknappheit) – man darf den Trek nur gehen, wenn jede Person einen Klettergurt dabei hat, allerdings gibt es keine Klettergurte zu mieten. Daher musste die Tour erstmal einen Tag verschoben werden…
Am nächsten Tag ist unsere Gruppe von zwei auf vier Menschen angewachsen – unmöglich vier Klettergurte zu finden…aber zwei Gurte konnten wir wirklich auftreiben. So langsam rutsche ich hier auf die schiefe Bahn ab…nachdem ich morgens im Hostel bereits 2-3 Teebeutel für den Trek entwenden musste (es gibt keine Teebeutel im Supermarkt), mussten wir mit den Gurten tricksen: Die Personen 3 + 4 haben einfach die Gurte der Personen 1+2 vorgezeigt, so konnten wir zu viert gehen. Was eigentlich auch in keinster Weise ein Problem darstellen sollte, da man die Gurte über die Seilbahn zurückschicken kann…zudem ist es vorgeschrieben, dass jede Gruppe einen Kocher dabei hat. Denn ohne warmes Essen ist so ein Trek anscheinend lebensgefährlich, nicht auszudenken wenn man vier Tage lang nichts warmes Essen würde.
Aller Hindernisse zum trotz sind wir dann ENDLICH zum Trek aufgebrochen, der erste Tag war echt easy, erst ging es zwei Stunden lang durch den Wald, hoch über zwei Hügel, danach hinab ins Tal, entlang des Flusses bis zum Campground „Laguna Torro“, der zum Glück sehr geschützt gewesen ist, da der Wind ziemlich stark durchs Tal gepfiffen ist. Am nächsten Morgen war ich ja aber schon etwas nervös – würde es möglich sein, den reißenden, menschenverschlingenden Fluss zu Fuß zu überqueren, oder müssen wir wirklich die klapprige Seilbahn nehmen, an deren Ende man sich hochziehen muß? Zu anderen Zeitpunkten kann der Fluss natürlich andere Bedingungen aufweisen…auf unserem Trek ging das Wasser dem Rest der Gruppe bis zum Knie, mir bis zur Hüfte, und die Strömung war nicht sonderlich stark…aber das Gletscherwasser war unglaublich kalt!! Mit meiner nassen Hose konnte ich bei dem Wind nicht weiterlaufen, zum Glück hatte ich ja noch meinen langen Hinni dabei 😀
Zur Belohnung gab es dann auch gleich einen Regenbogen und wir konnten die ersten Blicke auf den Viedma Gletscher erhaschen. Der nächste Teil ging über den Gletscher, der allerdings unter sehr viel Geröll begraben lag. Tatsächlich musste man hier ab und zu mal den Weg suchen, aber wie sagt man so schön, viele Wege führen zum Pass. Außer uns waren nur zwei Alaskaner ohne Guide unterwegs….die haben wir irgendwann über den Eisgletscher laufen sehen…die hatten Glück, das Gletscherende ist extrem von Spalten durchzogen.
Irgendwann sind wir dann doch in eine Sackgasse geraten. Die Karte sagte, wir sollten schon etwas höher und östlicher sein, das GPS stimmte zu…aber anstatt 10 Min. zur letzten Markierung zurückzukehren, wollte Israel lieber weiter durch die Gegend irren…meistens ist man so länger unterwegs, als wenn man ein paar Meter zurückläuft…aber Männer machen ja keine Navigationsfehler. Ich bin mit den Alaskanern zurück zum Trail gelaufen, dann konnte auch der Rest der Gruppe unter uns zum Trail zurückfinden…das ganze sollte sich die nächsten Tage noch ein paarmal, im Gebüsch, im Geröll…
Nach dem finalen Anstieg waren wir dann oben auf dem „Paso de Viento“ – wo es überraschenderweise sehr windig war. Trotzdem ließ sich ein kleines Fleckchen für die Mittagspause finden.
Auf der anderen Seite vom Pass liegt das südpatagonische Eisfeld, schon fett die schier endlose Gletscherlandschaft dort zu sehen. Es ist wohl auch möglich, den Trail nach Westen über den Gletscher mit Schneeschuhen fortzuführen, aber dabei hätte ich ggf. dann doch lieber einen Guide dabei.
Für uns ging es dann noch einmal vier KM lang durch die Pampa, dann tauchte schon das nächste Camp auf, das leider kaum windgeschützt war – aber mein Zelt hat den Böen tapfer stand gehalten. Mein Zelt ist nämlich ein Spidertent – mit ganz vielen Abspannleinen.
Am nächsten Morgen mußten wir dann noch einen Pass überqueren, bevor wir am riesigen Lago Viedma rausgekommen sind. Das war richtig cool, wir konnten von einem kleinen Strand aus sehen, wie der fette Gletscher in den See quillt. Zwischen uns und dem Gletscher trieben einige Eisberge im Wasser – die verrückten Israelis sind zu den Eisbergen geschwommen – keine Chance mich ins eiskalte, nasse Wasser zu bekommen 😀
Nach der letzten Nacht ging es für ein paar Stunden entlang der Küste zu einem kleinen Hafen. Auf dem Weg mussten wir einen weiteren gefährlichen Fluss mit 5 Armen überqueren, deren Wasser die sogar mir nur bis zu den Knien reichte. Gut dass wir das heil überstanden haben 😉 Vom Hafen aus sollte es lt. Park Office einfach sein, jemanden zu finden der uns mit nach El Chalten mitnimmt…Fehlanzeige. Es ist eine Sackgasse, die Touris kommen nur für die Bootstour und dort standen insgesamt nur vier Autos. Als das Boot zurück kam, hatten nur 2 der vier Autos Platz, leider fuhren diese in die entgegengesetzte Richtung. Alternativ hätte man langweilige 8km querfeldein nach El Chalten laufen können….oh nö! Glücklicherweise kam plötzlich ein Bus angefahren, der ein paar der Bootstouris abholen wollte – und der Bootsfahrer hat glücklicherweise auch uns mitgenommen. Abends gab es dann noch einen fetten After-Hike Burger, danach habe ich geschlafen wie ein Stein.
Jetzt leide ich allerdings stark unter dem Wander-Kater: Keine Kopfschmerzen, aber solch ein Hunger! Wenn ich noch genug Bargeld hätte, würde ich den ganzen Tag lang futtern. Aber die Geschichte zu den Bargeldproblemen erzähle ich ein andermal…solange nehme ich die Almosen der anderen Reisenden an und plündere die Free-Food Boxen 😀
Hahaha. Extremely Dangerous.
Sag mal, noch eine Frage zur Ausrüstung: Hast du noch den Jetboil Flash? Oder hast du mal was anderes ausprobiert?
Zelt werden wir wohl das REI Quarter Dome 3 kaufen. Das ist echt super leicht für den Preis.
Ich habe jetzt übrigens auch einen Osprey-Rucksack (Talon 33). Das mit den vielen Netztaschen fand ich ja schon immer praktisch. Bin auch super zufrieden bisher.
LG Christoph
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