Mit Santiago habe ich mich jetzt doch sehr schnell angefreundet – ist zwar sehr europäisch geprägt, aber trotzdem kann die Stadt ja schön sein. Man kann hier alles zu Fuß erreichen, die Straßen sind schön gepflastert so dass ich auch keine Probleme beim Laufen hab. Und falls doch, kann ich immer noch mit der U-Bahn nach Hause fahren. Zudem fühl ich mich hier auch abends alleine auf der Straße sicher, in Quito oder LaPaz war das nicht immer uneingeschränkt der Fall.
Ich wohne im Barrio Brasil, das ist eigentlich für nix bekannt. Überall in den kleinen Straßen sind hier Graffitis an den Häusern, stundenlang kann ich hier durch die Straßen laufen laufen, während sich die Einheimischen wundern, warum ich die Schmierereien an den Wänden fotografiere.
Gestern Abend war ich mit Johanna im Distrikt Bellavista, dort gibt es viele Bars und Restaurants, so ergab es sich, dass viel gegessen und getrunken wurde, schließlich war es unser letztes Abendmal. In San Pedro fand ich die Chilenen ja doof, aber hier in SCL sind das liebe, aufgeschlossene Leute. Johanna wird mir hier beim Reisen schon fehlen, mit niemandem könnte ich bisher so gut gemeinsam und doch alleine reisen. Ich kann einfach keine Stadt gemeinsam mit jemandem erkunden, das macht mir viel mehr Spaß alleine. Auf der anderen Seite war es schön sich abends zu treffen, vom Tag zu erzählen, Geistergeschichten zu hören und jemanden zu haben, der dem Seemannsgarn lauscht. Die Busfahrten waren viel lustiger, ein wenig so als wenn man als Kind bei seiner besten Freundin übernachten durfte – manchmal gab es sogar Schlikkersachen mitten in der Nacht, obwohl wir schon die Zähne geputzt hatten.
Oh und die Straßenköter hier sind toll! Sind gut gepflegt und wollen immer gekrault werden. Gestern Abend lief ein aggressiver Betrunkener die Straße entlang und wollte Streit anfangen – der hat aber nicht mit den Hunden gerechnet (ok der hat gar nicht mehr gerechnet)….naja zumindest haben die Hunde den gleich verscheucht – schon gut dass hier überall Hunde-Bodyguards sind.
Santiago ist übrigens die einzige Stadt, in der es „Café con Piernas“ – Kaffee mit Beinen gibt. Ursprünglich waren dies Cafés, in denen die Bedienungen unerhört kurze Röcke tragen. Heutzutage sind kurze natürlich nicht mehr so ganz skandalös – deswegen gibt’s jetzt auch Cafés, in denen. Ich weniger getragen wird. Landesweit konnte sich der Trend allerdings nicht durchsetzen – vielleicht wäre das mal was neues für Hamburg 😉
Heute musste ich mal mein Budget schonen und hab nur was von der Straße gegessen – natürlich nicht wortwörtlich, sondern vom Straßenstand. Ganz groß sind hier „Completos“ – Hotdogs mit Pickles, Tomate und gaaaaaaanz viel Mayo, fast als wäre man bei Ikea.
Hier in Santiago werde ich noch ein paar Tage bleiben, es gibt noch so viel sehen, hier kann man gut etwas Zeit verbringen und dabei spazieren trainieren. Bisher ist es – neben NY und San Francisco meine Lieblingsstadt…es gibt so viel zu entdecken, essen und zu fotografieren ❤️