La Paz kann auch laut und dreckig – mein kleines Hostel ist anscheinend wirklich in der schönsten Gasse gelegen 😊 Autos, viel zu viele Autos auf viel zu engen Straßen. La Paz war mal ein Teil des Titicacasees, und da es immer noch viele unterirdische Flüsse gibt, kann hier keine U-Bahn gebaut werden, für Straßenbahnen ist kein Platz…was tun? Bleibt ja nur noch die Luft: Hier werden derzeit zehn Seilbahnlinien gebaut, drei sind schon in Betrieb.
Bin am Nachmittag mit den Seilbahnen über LaPaz gefahren, schon eine krasse Aussicht über das Tal…was aber am Besten ist: Von der Seilbahn aus kann man in die Innenhöfe der Häuser schauen, und sieht so auch die armen Viertel etwas mehr als sonst. Ein Meer aus Häusern, nur Backstein und Wellblechdächer, wenn es hier mal ein Erdbeben geben sollte, würde alles in sich zusammen krachen. In den ärmeren Gassen traue ich mich sonst nie, den Fotoapparat rauszuholen, ist ja auch irgendwie blöd für die Leute, wenn die sehen wie man deren Leben abfotografiert…aus der Gondel ging das unbemerkt…es gibt hier halt auch ne andere Seite, neben den gemütlichen Restaurants und Hostels…
Am Ende der roten Linie ist der Stadtteil El Alto – der halt auf 4.100m recht hoch gelegen ist. Was in La Paz ziemlich krass ist: etwa 60% der Bevölkerung aus den traditionellen indigenen besteht – es laufen also mehr Leute in den Trachten mit Hut durch die Gegend als „normal“ westlich. Die Cholitas, die Frauen, tragen dabei etliche Röcke übereinander, da breite Hüften sehr sexy sind, damit kann man schließlich gut gebären. Zudem wird ein Melonenhut getragen. Grade auf den Märkten verkaufen die älteren, runzeligen Chollitas alle möglichen Waren…allerdings freuen die sich nicht, wenn Touristen ständig Fotos machen wollen…hab heimlich ein paar aus dem Bus geknipst, psst!
Neben den normalen Märken gibt es hier dann auch noch den Hexenmarkt. Dort kann man von getrockneten Llama-Fötussen (Föti? Wie geht hier der Plural?) bis Liebeszaubern alles kaufen…allerdings bestehen viele Zaubereien aus einem weißen Pulver, daher wird es schwierig, diese durch den Zoll zu bekommen 😉
In El Alto haben wir neben den Hexen auch noch Schamanen gesehen, die allerlei Zeugs verbrennen, den Qualm den Kunden zuwedeln und dabei zaubern…schon ziemlich skurril, so mitten in der Metropole.
Ein bisschen mag ich La Paz trotz des Grossstadt Lärmes wohl – ist durch die ganzen einheimischen Märkte, Bräuche und Erscheinungen schon anders als die anderen Städte – vor allem, da die ganzen Spektakel eben nicht für die Touris gemacht werden, ganz im Gegenteil die werden richtig böse wenn man die Hexen fotografiert. Freu mich schon ein wenig, im Juni hier nochmal ein paar Tage zu verbringen, hab mir nämlich schon die Gipfel meines Herzens hier ausgesucht ❤️
